Haben Sie schon einmal eine richtige "Tatschanka gesehen? Die Rotarmisten des Bürgerkrieges, die auf die Kutschen irgendwelcher Adliger und Großgrundbesitzer ihr Maschinengewehr aufbauten und dann dem Feuer des Gegners preisgegeben, im rasendem Pferdegalopp angriffen - das müssen Männer gewesen sein, die bereit waren, jeden Augenblick ihr Leben für den Sieg der Revolution hinzugeben. Eine der über 300 leichten Tatschankas der ersten Reiterarmee Budjonnys ist im Zentralen Museum der Revolution in Moskau zu sehen. |
|
Zunächst benutzte man diese leichten Kutschen nur provisorisch als Kampfmittel. Bald hatte sich aber der sehr bewegliche,
in fast jedem Gelände bei Angriffen und Verteidigung sowie Aufklärungsaufgaben verwendbare MG-Wagen als äußerst geeignet
erwiesen. Deshalb begann man Anfang der zwanziger Jahre robustere und den militärischen Bedingungen besser angepaßte Wagen serienmäßig herzustellen. Da genügend Holz und erfahrene Arbeitskräfte vorhanden waren erlangte der MG-Wagen unter den damaligen Bedingungen des jungen Sowjetstaates (die Wagen waren nicht sehr teuer und leicht zu reparieren) eine große Bedeutung. Diese Wagen wurden im Moskauer "Schesternja Werk" serienmäßig hergestellt und von der Kavallerie in die Bewaffnung übernommen. Diese Tatschanka gab es in verschiedenen Ausführungen (z.B. als Radio/Funk Wagen oder als Sanitätswagen). Das Fahrgestell war aber immer gleich. Es wurden nur entsprechend den Erfordernissen eventuell die Blattfedern um eine Lage verstärkt. | |
Einer Legende nach wurde diese Tatschanka auf ungewöhnliche Art und Weise auf ihre Stabilität geprüft: Im Moskauer Schesternja-Werk, herrscht große Aufregung. Die Asphaltbahn des weiten Fabrikhofes ist abgesperrt. Ringsum erwartungsvolle Menschen, die Hände noch ölbefleckt, die Arbeitskittel noch an. Sie haben für Minuten die Werkbänke verlassen, denn sie wollen Augenzeugen eines ungewöhnlichen Versuchs sein. In der dritten Etage des Gebäudes wird es unruhig. Ein breites Fabrikfenster fliegt auf. In seinem Lichte taucht ein Wagen auf - eine gerade gefertigte Tatschanka neuen Typs. Kräftige Fäuste wuchten das Gefährt über den Fenstersims - es saust nach unten. Da bleibt nur Staub übrig; denkt so mancher. Aber nein die MG-Karäte hält stand, der Qualitätstest beweist: die Tatschanka wird auch bei Galoppfahrt im Gelände nicht so schnell zu Bruch gehen. | |
Wie erwähnt eine Legende. Wenn man bedenkt, daß diese Tatschanka laut Dienstvorschrift ein Leergewicht von fast 500 kg auf die Räder bringt. Nach dem Bürgerkrieg wurden viele Tatschankas in einem Depot in Monino in der Nähe von Moskau aufbewart und bei Ausbruch des Großen Vaterländischen Krieges wieder in Dienst gestellt, so daß sehr viele dieser Wagen aktiv am Kriegsgeschehen teilnahmen. Zu Kriegsbeginn verfügte die Rote Armee noch über 13 Kavalleriedivisionen, obwohl diese Waffengattung auf Grund der extensiven Mechanisierung zum Ende der dreißiger Jahre erheblich reduziert worden war. |
|
Die Kavallerie hatte auf Grund der Tradition des Bürgerkrieges eine besondere Bedeutung, nicht zuletzt aufgrund einiger bedeutender Kommandeure (z.B. Budjonny und Chapayev). | |
Im Sommer 1941 wurde die Divisionsstärke auf 3000 Mann reduziert, was ungefähr einer Brigade entsprach. Die Zahl der
Divisionen wurde jedoch erhöht und erreichte Ende 1941 die Zahl 82. 1941 zogen die Tatschankas nach der Parade auf dem Roten Platz direkt an die Front. Der Höhepunkt der Kavallerie war das Jahr 1942 während der weitausholenden Kämpfe an der Südfront. Obwohl taktisch überholt leistete die Kavallerie einen wichtigen Beitrag unter den speziellen Bedingungen der Sowjetischen Front und führte ihren mobilen Auftrag mit überraschendem Erfolg aus. Obwohl sich im Verlauf des Krieges die Personalstärke reduzierte, standen Formationen der Kavallerie noch 1945 an der Front. Viele dieser neuen Tatschankas rollten noch bis in die fünfziger Jahre und wurden, wie erwähnt, in ein Depot bei Monino verbracht. |
|
In Vorbereitung des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution wurden viele von ihnen wieder zum Leben erweckt. Etwa 120 von diesen Wagen wurden restauriert und überholt und zum Teil sogar neu gebaut um an der Parade 1965 und 1967 auf dem Roten Platz in Moskau teil zu nehmen. Die Besatzungen waren Soldaten, aber zu meist Reitsportler und Mitglieder des Komsomol, welche zu diesem Anlass in die historischen Uniformen von 1941 gekleidet wurden. | |
| |
Von diesen Tatschankas wurden später einige an militärhistorische Museen vergeben (z.B. nach Samara und Chabarowsk, wo sie heute noch zu bewundern sind. | |
Wer kann mehr zu diesen seit Anfang der zwanziger Jahre serienmäßig für die rote Armee gebauten Tatschankas sagen? Wer hat gute Bilder oder Fotos rund um diese Tatschanka aus den zwanziger Jahren und des Großen Vaterländischen Kriegs? Wer hat gute Bilder oder Fotos von den Paraden sowie aus den Bereitstellungsräumen zu den Paraden? Gibt es Literatur zu diesem Thema? | |
Ich suche immer gute Zeichnungen mit Maßen und Detailfotos rund um diese Tatschanka. Besonders vom Innenraum. Wer kann helfen? Wer kennt die originalen Zeichnungen? | |
kapio@tatschanka.de | Ich freue mich über jeden Kontakt und Hinweis zu diesem Thema, um am Ende eines schönes Modell dieser Tatschanka bauen zu können: |